Ein schöner Satz von Heinz Strauß „Abschied ist Wertschätzung“. Das darf ich leider erneut dieses Jahr ausleben. Im Februar war mein Papa mit 98 Jahren von uns gegangen, letzte Woche unser geliebter Hund Lucky, das ist mir viel Abschied in kurzer Zeit, gerade mal vier Monate und soviel Tränen schon vergossen…
Emotionen packen einen
Es liegt mir fern, den Tod eines Menschen, vor allem eines Elternteils, mit dem eines Tieres zu vergleichen. Was ich hier nebeneinander spüre sind die Emotionen, die mich bei diesen schmerzhaften Abschieden gepackt haben und immer noch packen. Seit über neun Jahren war dieses liebevolle Hundewesen mein täglicher Begleiter, Tag ein, Tag aus, war er freundlich und treu an meiner Seite. In all diesen Jahren hat er mir meine Launen, Stimmungsschwankungen und Fehler ertragen und verziehen. Und zwar schneller, als ich ihm seine immer verziehen habe. Er war da mit seiner kalten Schnauze auf meinem Schoß… Wenn ich Kummer hatte, wenn ich Arbeit hatte oder auch wenn ich Streit hatte, er war einfach da an meiner Seite. Die Trauer, die mich gerade ergreift, zeigt mir welche unheimliche Verbundenheit sich in diesen wunderbaren Jahren eingestellt hatte.
Als mein Vater starb und ich erkannte, wie unvorbereitet ich auf dieses erwartete Ereignis in der Tat war, stand Lucky uns zur Seite und mir besonders war er eine wertvolle und tröstende Nähe und Präsenz. Lucky ist nach einem-ein-Tag-Abschied von uns gegangen und nahm uns die Entscheidung ab, lange zuzuschauen, wie er geht. Die letzten Augenblicke fallen mir wieder ein, die Tage davor, wo nach Außen alles scheinbar in Ordnung war. Wir hatten noch wunderbare Spaziergänge und haben gemeinsam Himbeere am Wegesrand gefüttert, uns hingesetzt und die Sonne auf uns glitzern lassen… Schöne Momente, die in mir weiter leben. Schöne Erinnerungen, die mein Leben lange bereichern werden.
Viele Kleinigkeiten
erinnern zuhause an ihn. Wie wenn die Post eingeworfen wird… und auf einmal fehlt uns dieses Bellen, der uns so auf die Nerven gehen konnte und uns so erschrecken konnte. Wir kommen heim und die Empfangzeremonie gibt einer gähnenden Leere Raum. Kein Schwanzwedeln oder erwartungsvolle Blicke beim Schuhe-Anziehen. Letztlich war ich auf einmal draußen, wollte spazieren, und ich merkte, ich habe die Leine vergessen… und dann dieses „ohhhh stimmt, brauche ich nicht… nicht mehr“. Beim Kochen ist kein schleichender Geräusch vom Lucky da, der sich sich heranpirscht, für den Fall, dass etwas runterfallen sollte oder in den Napf landen sollte.
Auf einmal gibt es nur noch uns Menschen da… Gott sei Dank sind wir da, füreinander da. Miteinander schauen wir uns Fotos an und Videos, und erinnern uns an verblichene Momente, um sie in unser Gedächtnis aufzuhängen, wie man ein schönes Bild an der Wand aufhängt, da wo man es jeden Tag sehen kann… bis man es voll lauter Sehen nicht mehr merkt. Das macht mir Angst… Angst zu vergessen.
Aber er wird da bleiben, ganz sicher, die Angst ist nur ein Gefühl, die mich aufmerksam darauf hinweist zu prüfen, ob es wirklich wahr ist, ob die Erinnerung an ihn wirklich irgendwann weggehen könnte… das Sehen der schönen Augenblicke! Die Überprüfung ist klar, keiner von uns wird unseren Lucky, unseren lieben Familiehund je vergessen. „Meinen“ Hund, wie ich damals den Kindern verkündet hatte, weil ich nicht wollte, dass sie … ach keine Ahnung. Es spielt auch keine Rolle, er war nie UNSER Hund. Ich meine, er war in unserer Verantwortung und Obhut dennoch hat er uns nie gehört, er war in unserem Leben gekommen und hat uns seine Nähe und seine Hunde-Liebe geschenkt… und ich bin dankbar.
Dankbarkeit und Frieden
Als Systemenergetikerin weiß ich viel über Emotionen und Gefühle, sie sind Inhalte und Bestand meines Berufes, vielleicht ist es mir deshalb ein Trost, dass ich so nah bei meinen Gefühlen bin. Wenn ich sie lebe, dürfen sie sich -und ich genauso- entwickeln und peu à peu entsteht aus der Trauer Frieden und aus der Angst Dankbarkeit. Ich spüre letztere tief in mir und bin Lucky sehr verbunden für so viele unglaublich schöne und lustige Momente, die er mir persönlich bescherte. Ohne ihn hätte ich sicherlich nicht auf der Weise den Weg zur Natur gefunden, den Respekt für sie und ihre Bewohner gehabt, die Augen für die reiche Pflanzenwelt und ihre Schönheit geöffnet. Er hat das in mir geweckt, wie er mir viele schöne Bekanntschaften über Gassi und Training hat machen lassen.
Und zuletzt ist es mir klar, dass nicht alles mit Lucky friedlich und schön war. Dass ich alles Schöne hier huldige, bedeutet lange nicht, dass die Haare, das Abhauen, das Bellen, die Zecken und der Dreck dafür vergessen sind… rausgehen bei Regen und Kälte und keine Lust… Nebenprodukte der Freude werde ich sie hier nennen. Nein… es ist die Kunst des Abschiednehmens, sich von allem zu verabschieden und wertzuschätzen, was da war. Es war reichlich da an Gutes, was mir und uns jetzt schon einfach nur fehlt. Danke Lucky, für all die schönen Momente und gute Erinnerungen, danke dafür, dass Du unser Leben bereichert hast. Möge Deine Seele in Frieden ruhen.
Vielen Dank liebe Leser und Leserinnen dafür, dass Sie meinen Gefühlen erneut Platz und Raum schenken.
Herzlichst,
Ihre Isabelle Tschernig-Lorenzi